Rasterkorn - Marlis Bühn

Wie entstehen gelungene Bewerbungsfotos?



Sich zu bewerben heißt, für sich werben!



Für den ersten Eindruck gibt es bekanntlich keine zweite Chance. Deshalb ist für ein ausdruckstarkes Bewerbungsfoto im Vorfeld eine ebenso sorgfältige Vorbereitung notwendig wie für die Bewerbung selbst.

Ein Bewerbungsfoto ist Ihre persönliche optische Visitenkarte. Es ist in den meisten Fällen das Erste, was sich der Personalentscheider in einer Bewerbungsmappe anschaut.

Ein Bewerbungsfoto sollte von guter Qualität sein eine positive Ausstrahlung besitzen. Entscheidungen über Sympathie oder Antipathie treffen Menschen meist unbewusst und in einem Bruchteil von Sekunden. Bilder haben hier einen deutlichen Vorteil gegenüber der Sprache, denn Sie übermitteln sehr viele Botschaften gleichzeitig.

Die Botschaft, die Sie dem Betrachter übermitteln wollen, können Sie nicht nur steuern, Sie können sich damit gezielt positionieren.

Es geht um nichts weniger als um Ihre Zukunft!


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Welche Fragen können Sie sich bereits im Vorfeld stellen?


Ein absolutes No-Go ist die Verwendung von Schnappschüssen, Urlaubsfotos oder Automatenbildern. Ebenso die Verwendung von Aufnahmen, die älter als ein oder zwei Jahre alt sind. Ein Bild sollte Sie zeigen, wie Sie aktuell aussehen.
Menschen kommunizieren über ihre Kleidung, ihre Frisur, ihren Blick und ihre Körperhaltung. Das können Sie gezielt einsetzen, um etwas Positives beim Betrachter zu bewirken und damit neugierig auf sich zu machen.

Fragen Sie sich einmal


Wie möchte ich wirken?
Auf welche Stelle bewerbe ich mich?
Wodurch möchte ich wirken?
Was mag ich an mir besonders?
Was gefällt mir an meinem Gesicht besonders?
Was sind meine besonderen Vorzüge und wie kann ich sie betonen?
Welche Kleidungsfarbe passt am besten zu meinen Augen?
Welche Farbe lässt mich vorteilhaft aussehen?
Wie will ich meine Haare stylen?
Welche Kleidung steht mir besonders gut?
Wie viel Spielraum habe ich für eigene kreative Ideen?
Gibt es einen Dresscode in der Branche, für die ich mich bewerbe?
Welche Vorgesetzten und Kollegen werden ich haben?

Machen Sie sich unbedingt Gedanken darüber, wie Sie gern wahrgenommen werden möchten und mit welchen Mitteln Sie das erreicht könnten.

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Wie läuft das Shooting ab?


Die meisten Menschen lassen sich ungern fotografieren. Viele sind fest davon überzeugt entweder unfotogen zu sein oder nicht gut auf Fotos rüberzukommen. Wer nicht gewohnt ist, oft vor der Kamera zu stehen und deshalb wenig Übung hat, fühlt sich aus verständlichen Gründen zunächst vielleicht unsicher und unwohl. Was soll ich tun, wie soll ich stehen, wie soll ich schauen?

Kein Shooting ist wie das andere. Es gibt so viele unterschiedliche Situationen wie es Menschen gibt. Der eine braucht etwas länger, um aufzutauen, der andere kann sofort loslegen und ist nach 20 Minuten schon wieder aus der Tür.

Wir lernen uns zunächst einmal kennen


Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, die ersten 10 bis 15 Minuten für ein ungezwungenes, persönliches Kennenlerngespräch zu nutzen. Das schafft das nötige Vertrauen und das wiederum ist für offene und ansprechende Fotos die Grundvoraussetzung.
Wir werden uns ganz langsam herantasten und herausfinden, wie Sie am besten wirken. Ich stelle mich in diesem Punkt ganz auf Sie und Ihre Bedürfnisse ein. Bei den meisten Menschen läuft es nach einer kurzen Eingewöhnungszeit.

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Welche Vorbereitungen können Sie im Vorfeld treffen?


Das Styling


Für das bevorstehende Fotoshooting sollten Sie ganz besondere Sorgfalt auf das Styling Ihrer Haare und das Make-up legen. Stimmt etwas mit den Haaren nicht, stimmt später meist die Gesamtwirkung nicht. Planen Sie deshalb ggf. rechtzeitig einen Friseurtermin bzw. das Styling Ihrer Haare ein.

Tragen Sie bitte vor dem Shooting keine Fettcreme oder glänzendes Make-up auf das Gesicht auf. Beim Blitzen entstehen auf die Weise unschöne Lichtreflexe auf der Haut, die später nur mit erheblichem Mehraufwand zu retuschieren sind.

Pudern spielt hingegen bei der Portrait-Fotografie eine große Rolle. Sie können, sofern vorhanden, eigenes Puder zum Termin mitbringen. Selbstverständlich habe ich aber auch diverse transparente Puder zur Verfügung.

Die Kleidung


Planen Sie sorgfältig, was Sie zum Fotoshooting tragen möchten. Sind Hemd bzw. Bluse falten- bzw. knitterfrei, das Jackett frei von Fusseln? Wirft ein Hemd – insbesondere im Bereich von Kragen und Krawatte (sofern getragen) Falten?

Bringen Sie zum Fototermin möglichst zwei Sets Oberbekleidung zum Variieren und Ausprobieren mit. Für viele berufliche Positionen wird erwartet, dass Sie bereit sind, Anzug und Krawatte oder bei Frauen ein Kostüm zu tragen. Bringen Sie in diesem Fall entsprechende Kleidung zum Fotoshooting mit.

Schmuck, Accessoires, Brille


Längere Ketten sind für ein Bewerbungsfoto ungeeignet. Sie werden aufgrund des relativ engen Bildschnitts meist abgeschnitten, was den harmonischen Eindruck stören kann. Ohrringe sollten mit der Garderobe harmonisieren und nicht zu dominant sein.

Brillen sollten entspiegelt sein, da sich sonst störende Lichtreflexe kaum vermeiden lassen.

Die Branche, für die Sie sich bewerben...


... hat manchmal einen unausgesprochenen Dresscode. Darüber sollten Sie sich unbedingt im Vorfeld informieren, um sich darauf einstellen zu können. Nichts ist so unangenehm wie unangemessene Kleidung.

Ein Bewerbungsfoto für einen kreativen Job darf schon eher einmal humorvoll, locker oder außergewöhnlich sein. Bei einer Bewerbung auf eine Führungsposition im Management ist hingegen ein seriöser Gesichtsausdruck, Anzug und Krawatte ein absolute Muss.

Der Gesichtsausdruck


Viele Menschen glauben, Sie müssten auf einem Bewerbungsfoto unbedingt lachen, um sympathisch zu wirken. Meine Erfahrung ist, wenn das Lächeln spontan ist, wirkt es natürlich und damit oft sympathisch. Wird dieses Lächeln z.B. einen Moment zu lang gehalten, kann es bereits gestellt und künstlich wirken.

Menschen können sofort entschlüsseln, ob jemand wirklich lacht oder nur so tut. Ein aufgesetztes Lächeln lehnen wir deshalb oft sofort ab. Deshalb ist manchmal ein offener, freundlicher Blick, mit lächelnden Augen sympathischer als ein unechtes Lächeln, um zu punkten.

Der Gesichtsausdruck sollte vor allem entspannt, freundlich und offen sein. Das erreiche ich am besten mit einem direkten Blickkontakt. Dieser signalisiert Vertrauenswürdigkeit und im besten Fall Herzlichkeit.

Die Körperhaltung


Auch wenn ein Bewerbungsfoto in der Regel nur einen kleinen Bereich Ihres Körpers zeigt, reicht das aus, um daraus Rückschlüsse auf das Befinden des Porträtierten zu ziehen. Eine aufrechte, gerade Haltung drückt eher Selbstbewusstsein und Optimismus aus. Eine eingefallene Körperhaltung, hochgezogene Schultern oder ein krummer Rücken können Kraftlosigkeit, Unsicherheit und Verspannung signalisieren. Üben Sie das vielleicht vorher einfach etwas vor dem Spiegel.

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Bildgestaltung und Qualität


Der Bildausschnitt


Die Wahl des Ausschnitts ist für die Aussage eines Bildes besonders entscheidend. Um die Neugier des Betrachters zu wecken, kann beispielsweise ein außergewöhnlicher Anschnitt gewählt werden. Ein leicht angeschnittenes Gesicht vermag den Blick noch mehr zu fesseln. Beim Betrachten wird vom Gehirn automatisch das Fehlende vervollständigt und der Blick bleibt länger beim Bild.

Farbe oder Schwarzweiß


Farbfotos gelten in ihrer Wirkung prinzipiell als ansprechender und freundlicher und wecken mehr Emotionen. Schwarzweiß-Fotos werden eher als sachlich und kreativ wahrgenommen.

Ein gutes Schwarzweiß-Bild kann sehr ästhetisch wirken. Es lässt dem Betrachter mehr Interpretationsmöglichkeiten und kann interessanter wirken, weil es die Fantasie des Betrachters durch fehlende Farben stärker angeregt.

Die Wahl hängt außerdem von der Position ab, auf die Sie sich bewerben. Gerade, wenn Sie sich auf eine kreative oder sogar künstlerische Stelle bewerben, sollten Sie ein Schwarzweiß-Bild ernsthaft in Erwägung ziehen.

Eine Sonderform des Schwarzweiß-Fotos ist Sepia, leicht gelb-rötlich getönt. In seiner Wirkung bewegt sich das Sepiabild zwischen einem Farb- und einem Schwarzweiß-Foto.

Bildbearbeitung/Retusche


Selbst bei einer hinsichtlich der Beleuchtung optimal gewählten Belichtungszeit ist bei Digitalfotos erst nach einer manuellen Bearbeitung (Tonwert- und Farbkorrekturen, etc.) das Optimum aus einer Aufnahme herauszuholen.

Zusätzlich empfiehlt sich oft, die Augen etwas stärker herauszuheben und kleine Hautunreinheiten zu beseitigen, sowie Tränensäcke und ähnliches etwas abzumildern. Von einer solchen Bildbearbeitung profitieren die meisten Aufnahmen ganz erheblich.

Die Qualität


Ein qualitativ hochwertiges Bewerbungsfoto demonstriert bereits Ihre Leistungsmotivation und Zielstrebigkeit. Sie können damit signalisieren, welchen Wert Sie Ihrer Bewerbung und zukünftigen Stelle geben. Denn die Qualität der eigenen Bewerbung inklusive Foto liefert dem zukünftigen Arbeitgeber deutliche Hinweise, wie viel Sie bereit sind zu investieren. Daraus werden nicht zuletzt Schlussfolgerungen gezogen, wie Sie später mit den Ihnen übertragenen Aufgaben umgehen werden.

Die Bildgröße


Bewerbungsfotos haben eine Mindestgröße von 40 x 60 mm und eine Maximalgröße von 50 x 70 mm. Die Größen weich deutlich von der eines Passfotos oder Automatenfotos ab.

Das Format


Die meisten Bewerbungsfotos werden im Hochformat aufgenommen und präsentiert. Das liegt daran, dass sich Kopf- und Halspartie bei gleichem Bildformat größer darstellen lassen als im Querformat. Kompensieren lässt sich das durch ein größeres Bildformat.

Bewerbungsfotos im Querformat oder in einem quadratischen Format heben sich bereits durch das selten gewählte Format deutlich von der Masse der Bewerbungsfotos ab. Ein Vorteil, den Sie ebenso für sich nutzen können!

»Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.«



Henri Cartier-Bresson